Profiwissen Fotografie

Freihandgrenze

Um Freihand zu unverwackelten Bildern von unbewegten Motiven zu kommen, ist (bei Vollformatkameras) die Belichtungszeit kleiner als "1/Brennweite" zu wählen (Faustformel). Beispiel: bei einem Objektiv mit 50mm Brennweite sollte die Belichtungszeit nicht größer als 1/50 s sein. Um dies zu erreichen, ist entsprechend der ISO-Wert so weit anzuheben, bis die Belichtungszeit unter diesen Wert verringert werden kann. Bei Kameras mit kleinerem Sensor (kein Vollformat) ist die 35mm-Objektiv Brennweite zu nehmen. Das bedeutet, dass es bei Tele-Objektiven schwieriger ist zu unverwackelten Bildern zu kommen als bei Weitwinkel-Objektiven.

Sensorgröße

Die Sensorgröße beeinflusst, wieviel Lichtmenge von der Kamera eingefangen werden kann. Darüber hinaus wird bei gleichem Objektiv ein Vollformatsensor ein größeres Sichtfeld haben als ein APS-C Sensor. Möchte man das gleiche Sichtfeld wie beim APS-C Sensor erhalten, benötigt man beim Vollformatsensor ein Objektiv mit einer 1,5-fach (Cropfaktor) größeren Brennweite. Jener Sensor, der der Größe des analogen Films entspricht, wird auch Vollformatsensor genannt. Andere Sensoren werden auf die Größe des Vollformatsensors bezogen (Kehrwert). Das Ergebnis wird Formatfaktor oder Crop-Faktor genannt. Smartphones haben beispielsweise Formatfaktoren von 5-10.

Filmempfindlichkeit

Bei analogen Filmen kann eine bestimmte Filmempfindlichkeit chemisch eingestellt werden, sodass eine Kombination aus Blendenzahl, Brennweite und Belichtungszeit zu einer bestimmten Helligkeit eines Bildes resultiert. Die Filmempfindlichkeit wird meist in ISO angegeben (z.B. ISO 200). Ist erstmal ein analoger Film eingelegt, kann die Filmempfindlichkeit nicht mehr verändert werden. Bei digitalen Kameras kann diese jedoch nachempfunden werden. Es sind theoretisch unendlich viele verschiedene Filmempfindlichkeiten einstellbar, sinnvollerweile wird die Auswahl jedoch in bestimmten Abständen vorgegeben (z.B. ISO 200, ISO 400, ISO 800, ISO 1600, ISO 3200). Ein höherer ISO-Wert führt zu einer höheren Filmempfindlichkeit und somit zu einem helleren Bild. Theoretisch könnte man auch jedes Bild mit ISO 200 aufnehmen und nachträglich digital aufhellen, falls das Bild zu dunkel ist. Praktisch ist es nicht ganz so: Die Kamera nimmt das Foto als Rohdatenformat mit sämtlichen Informationen auf. Um die Datenmenge zu reduzieren, wird das Rohdatenformat der Kamera ins JPG-Format überführt. Will man den ISO Wert nachträglich ändern, kann das ohne Qualitätsverluste nur im Rohformat stattfinden. Beim JPG-Format wird man immer Qualitätsverluste haben.

Pixelanzahl

Je mehr Pixel ein Sensor bereitstellt, desto mehr Details können grundsätzlich aufgenommen werden. Dies führt jedoch dazu, dass je Pixel eine geringere Lichtmenge aufgenommen wird. Entsprechend wird pro Pixel eine geringere elektrische Spannung anliegen, was zu einem höheren Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) führt. Im Bild ist solch ein höheres SNR mit Bildrauschen zu erkennen, umgangssprachlich hätte das Bild eine geringere Qualität. Praktisch würde bei einem kleineren Sensor eine höhere Filmempfindlichkeit für die gleiche Belichtung eingestellt werden. Ein Sensor mit 12 MP ist daher in dunklen Umgebungen dem Sensor mit 48 MP klar überlegen.

Schärfentiefe

Um eine geringe Schärfentiefe zu erhalten (Objekt scharf, Rest unscharf), ist zum einen eine möglichst niedrige Blendenzahl, sowie zum anderen ein Objektiv mit großer Brennweite zu wählen. Dies führt dazu, dass das Subjekt vom Rest im Bild freigestellt wird. Der Bereich der Unschärfe sieht je nach Qualität des Objektives unterschiedlich aus und wird Bokeh genannt. Eine geringe Schärfentiefe wird in sämtlichen Kinofilmen verwendet (Filmlook). In TV-Dokumentationen findet man eher eine hohe Schärfentiefe, da so mit geringem Aufwand immer alles im Bild scharf ist. Bei einem Vollformatsensor ist es grundsätzlich einfacher zu einer geringen Schärfentiefe zu kommen, da man für den gleichen Bildausschnitt wie bei einem APS-C Sensor ein Objektiv mit 1,5-fach größeren Brennweite benötigt. Handykameras sind aufgrund des winzigen Sensors nicht in der Lage, Fotos mit geringer Schärfentiefe aufzunehmen. Stattdessen behilft man sich hier mit künstlicher Instelligenz und sog. "Portrait-Modes".

ND-Filter

Um den Effekt der Bewegungsunschärfe aufzunehmen, ist eine entsprechend hohe Belichtungszeit erforderlich. Beispiele wären ein Wasserfall als Foto bzw. eine Timelapse eines belebten Platzes, wo die Bewegungen der Personen verschwimmen sollen. Möchte man diesen Effekt bei Tag in entsprechendem Sonnenlicht erzielen, müsste, damit das Bild nicht überbelichtet wird, die Blende verkleinert werden (große Blendenzahl). Dies führt wiederum dazu, dass bei einer großen Blendenzahl keine geringe Schärfentiefe mehr erreicht werden kann. Dieser Konflikt kann mit dem Objektiv und der Kamera alleine nicht aufgelöst werden. Man benutzt dazu eine Art Sonnenbrille für das Objektiv: Neutraldichtefilter (ND-Filter), um den Lichteinfall zu reduzieren. Je nach Stärke des ND-Filters (z.B. ND4, ND8, ND16, ND32) kann die Blendenzahl wieder verringert werden, und man erreicht wieder eine geringe Schärfentiefe.